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Nachdem die Andhra Pradesh-Krise den Mikrofinanzsektor im Jahr 2010 erschüttert hatte, erstellten MFIN und Sa-Dhan im Jahr 2011 gemeinsam einen Verhaltenskodex für NBFC-MFIs, der sich am Kodex für faire Praktiken (Fair Practices Code) der RBI orientiert. Die indische Kleinunternehmerbank „Small Industries Development Bank of India“ (SIDBI), die ein wichtiger Kreditgeber für NBFC-MFIs ist, beauftragte externe Bewertungs- und Ratingagenturen mit der Durchführung von Verhaltenskodexbewertungen (Code of Conduct Assessments, COCA) für NBFC-MFIs.
Angesprochen auf Verstöße gegen den Verhaltenskodex durch NBFC-MFIs erklärte Professor Alok Misra, Vorsitzender des Selbstregulierungsausschusses der MFIN: „[NBFC-MFIs] halten alle Vorschriften ein. Der Sektor ist nicht nur gut reguliert, sondern sogar überreguliert. Nirgendwo auf der Welt sind die Rechenschaftspflicht und Regulierungen so bindend, streng und geahndet wie bei der Mikrofinanz in Indien.“
Im Dezember 2011 stellte Ramesh Arunachalam, der mehrere Bücher über Mikrofinanz geschrieben und lange Jahre in diesem Sektor gearbeitet hat, die liberale Punktevergabe in den COCAs in Frage. Seine Befürchtung ist, dass die Regulierungsbehörden lediglich überprüfen, ob ein Kodex auf dem Papier existiert – anstatt zu überprüfen, ob dieser tatsächlich umgesetzt wird.
„Nur, weil es ausführliche COCAs gibt, heißt das noch lange nicht, dass diese auch vor Ort umgesetzt werden. Kritik an der Branche ist nie willkommen. Die Interessenvertreter, wozu auch Investoren und Kreditgeber gehören, wollen, dass die NBFC-MFIs den Kunden große Summen gewähren. Die Zahlen sind aufgebläht und das Makler-Modell ist bei MFI-Unternehmen immer noch gängig“, sagte Arunachalam und verwies auf das jüngste Versagen von Ratingagenturen, Ausfälle in Millionenhöhe durch NBFCs vorherzusehen.
Nach Angaben der RBI müssen die NBFC-MFIs bei mindestens einem Ratingbüro Mitglied sein. Kreditbüros konsolidieren die Daten von Mikrofinanz-Schuldnern, die von den NBFC-MFIs dann verwendet werden, um das bestehende Kreditengagement und die Bonität eines Kunden zu bewerten. Die RBI hat Ratingagenturen für ihre Unfähigkeit kritisiert, das Kreditrisiko richtig einzuschätzen.
Im Jahr 2014 konsolidierte das Beratungsunternehmen Microsave die COCAs von 50 MFIs. In dessen abschließendem Bericht heißt es, dass die MFIs bei der Mitarbeiter-Schulung für den Verhaltenskodex, sowie bei Transparenz und Fairness gut abgeschnitten hätten. Viele MFIs betreuten jedoch Kunden mit einem Einkommen, das über den vorgeschriebenen Grenzen lag. Ein kleiner Prozentsatz der MFIs akzeptierte Sicherheiten und verstieß damit gegen die Vorschriften für ungesicherte Kredite.
Nur 54 Prozent der MFIs hatten Vorstände, von denen mehr als ein Drittel der Mitglieder unabhängig waren. Sowohl der Bericht des RBI Malegam-Ausschusses von 2011 – welcher gebildet wurde, um den Mikrofinanzsektor nach der Andhra-Pradesh-Krise von 2010 zu untersuchen und Empfehlungen abzugeben – als auch der von MFIN und Sa-Dhan entwickelte überarbeitete Verhaltenskodex stellen den Bedarf an unabhängigen Direktoren in den Vorständen von NBFC-MFIs fest. Der überarbeitete Verhaltenskodex besagt sogar, dass MFIs versuchen sollten, ein Drittel ihres Verwaltungsrates durch unabhängige Direktoren zu besetzen.
Global Ground Media hatte auch Einblick in Verhaltenscodex-Bewertungen, die in mehreren Fällen erzwungene Rückzahlungen, Überschuldung und sogar das Inkasso von Rückzahlungen nach dem Tod des Ehepartners auflisten.
Diese neuen COCAs wurden zwischen 2016 und 2018 von Rating- und Bewertungsagenturen erstellt und zeigen, dass viele Bedenken gegenüber den MFIs auch nach der Krise im Jahr 2010 ihre Berechtigung haben.
- Arohans COCA 2016 von ICRA Management Consulting Services Limited zeigte, dass in drei Fällen Kreditraten trotz des Todes des Ehepartners weiter eingezogen wurden. Arohans COCA-Bericht der ICRA von 2017 stellte fest, dass den Kreditnehmern kein Sanktionsschreiben und keine Kopie des Darlehensvertrags zur Verfügung gestellt worden war.
- Uttrayans COCA 2016 von Access Assist stellte fest, dass der Vorstand Überzeugungs- und Drucktaktiken für säumige Gruppen und Mitglieder empfahl. GDFPLs COCA 2016 von M2i Consulting forderte dazu auf, unbefugte Vertreter bei der Kundenakquise zu vermeiden.
- SV Creditlines COCA 2017 von CARE fand Fälle, in denen das Einkommen der Kreditnehmer über der festgelegten Grenze lag.
- Annapurna Microfinance COCA 2017 von ICRA besagte, dass Geld an Kreditnehmer verliehen wurde, die einen höheren Verschuldungsgrad als erlaubt hatten.
- Im März 2017 hatte Prayas laut seinem von CARE durchgeführten COCA noch keine Richtlinie zur Einhaltung des Verhaltenskodex etabliert.
- Nightingale Finvest Private Limiteds 2015 Bericht von M2i Consulting stellte fest, dass das Kunden-Bewusstsein für die Zinssätze gering ausgeprägt war.
Außerdem besagten die COCAs von mehreren MFIs, dass keine ausreichenden Strategien zur Kundenentschädigung vorhanden waren.
- Zum Beispiel behauptete Arohans COCA von 2017 zwar, dass es über ein ziemlich strukturiertes Regelwerk für Beschwerdeverfahren verfügen würde – das Bewusstsein der Kreditnehmer für diesen Mechanismus war allerdings gering ausgeprägt.
- Auch Annapurnas COCA von 2017 zeigte, dass das Bewusstsein der Kunden für die Beschwerdeverfahren der Branchenverbände niedrig war.
- Chanuras COCA 2015 von M2i Consulting stellte fest, dass es zwar einen Beschwerdebehebungsausschuss gab, aber keinen Mechanismus, um das Kundenfeedback an die Mitarbeiter der Zweigstelle zu erfassen.
- Die COCA 2016 der GDFPL ergab, dass keine sukzessiven Verfahren zur Lösung von Beschwerden festgelegt worden waren.
Bis 2016 wurden insgesamt 100 COCA-Bewertungen durchgeführt, während zwischen 2016 und 2017 COCA-Übungen für 37 MFIs stattfanden.
Zusätzlich zu Branchenberichten und Regierungsausschüssen erzählen auch die jüngsten Verhaltenskodex-Bewertungen von fortbestehenden Problemen – lange, nachdem die Krise aus dem Jahr 2010 Veränderungen hervorbringen hätte sollen.
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Article by Urvashi Sarkar.
Editing by Mike Tatarski and Anrike Visser.
Research by Peter Allen Clark.
Illustrations by Imad Gebrayel.
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